Insolvenzverwalter: Karriere im
Krisenmanagement
Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter. Vor allem immer mehr Unternehmen
geraten angesichts der wirtschaftlich schwierigen Bedingungen in Not. Der einzige Ausweg,
der vielen bleibt, ist die Insolvenz. Während dieser steht der Insolvenzverwalter an ihrer
Seite. Aber was macht er eigentlich und wie wird man Insolvenzverwalter?
Gerät ein Unternehmen in Schieflage, nimmt der Insolvenzverwalter eine wichtige
Schlüsselrolle ein. Entgegen der allgemeinen Meinung markiert die Zusammenarbeit mit ihm
nicht das Ende des Unternehmens. Vielmehr soll er Betriebe umfassend beraten und ihnen
dabei Handlungsspielräume aufzeigen, an die bislang vielleicht noch nicht gedacht wurde.
Was macht ein Insolvenzverwalter?
Die Aufgabeneines Insolvenzverwalters sind klar definiert. Er sorgt dafür, dass das
Schuldnervermögen möglichst nachhaltig und durchdacht verwaltet wird. Dabei steht es für
ihn natürlich an erster Stelle, die Gläubiger des Unternehmens so gut es möglich ist, zu
befriedigen. Hierfür erarbeitet er gemeinsam mit dem Unternehmen ein Sanierungskonzept,
durch das einerseits natürlich die Werte des Unternehmens gerettet, aber auch Arbeitsplätze
gesichert werden sollen.
Im Zuge eines Insolvenzverfahrens handelt es sich bei dem Insolvenzverwalter generell um
einen neutralen Experten. Er arbeitet absolut unabhängig und wird von dem Gericht bestellt.
Die Insolvenzordnung, die in Deutschland die Rechtsgrundlage eines Insolvenzverfahrens
bildet, regelt auch die Aufgaben des Insolvenzverwalters.
Dabei fallen die Aufgaben im Detail vielfältig aus. Zunächst geht es darum, dass sich der
Insolvenzverwalter einen Überblick über die Unternehmenssituation verschafft. Im Fokus
steht die Vermögenssituation. Er sichtet Geschäftsunterlagen, sorgt dafür, dass er auf die
Bankkonten zugreifen kann und sichert die vorhandenen Vermögenswerte. Es ist im Zuge
des Insolvenzverfahrens immer die Aufgabe des Insolvenzverwalters zu entscheiden, ob ein
Unternehmen saniert oder geschlossen wird.
Hierfür erstellt er ein detailliertes Gutachten, das sich mit der wirtschaftlichen Lage des
Betriebs auseinandersetzt. Entscheidet er sich gegen die Sanierung, werden die
Gläubigerforderungen so gut es geht mit dem noch vorhandenen Vermögen befriedigt.
Welche Ausbildung hat ein Insolvenzverwalter?
Die Aufgaben des Insolvenzverwalters sind enorm vielfältig und gehen mit einer großen
Verantwortung einher. Umso wichtiger ist es, dass die Experten das nötige Fachwissen
mitbringen, das sie für die Erfüllung dieser Aufgabe brauchen.
Ein Großteil der Insolvenzverwalter hat eine juristische Ausbildung absolviert. Weiterhin
braucht es hier eine Spezialisierung auf das in Deutschland geltende Insolvenzrecht.
Generell kommen sie erst dann für die Arbeit als Insolvenzverwalter infrage, wenn sie über
eine Zulassungbei der INSVV der Insolvenzverwaltergabestelle, verfügen. Durch die
Fachvertiefung können sie mit Blick auf die rechtlichen Abläufe und Grundlagen eines
Insolvenzverfahrens auf ein breites Verständnis zurückgreifen.
Mögliche Ausgangsberufe, die zur Arbeit als Insolvenzverwalter berechtigen, sind:
● Rechtsanwalt
● Betriebswirt
● Steuerberater
● Wirtschaftsprüfer
Für all diese Berufe gibt es eine Reihe von Fortbildungen, deren Wurzeln im Insolvenzrecht
liegen. Neben den fachlichen Voraussetzungen müssen Insolvenzverwalter aber auch
weitere persönliche Merkmale mitbringen. Dazu gehören etwa eine hohe Stressresistenz
und ausreichend Belastbarkeit. Weiterhin müssen sie eine ruhige Arbeitsweise haben,
sodass sie auch unter einem größeren Druck effizient agieren.
Welche Befugnisse hat ein Insolvenzverwalter?
Wird ein Insolvenzverwalter bestellt, übernimmt er vielfältige Aufgaben. So ist er im Kern für
die Verwaltung und Verwertung der Insolvenzmasse zuständig. Damit dies möglich ist, darf
er Gegenstände verkaufen oder sogar versteigern. Weiterhin ist er dazu berechtigt,
Verträge, die ein Unternehmen hat, aufzulösen. So kann durch ihn einfach der
Leasingvertrag gekündigt werden. Das Fahrzeug selbst ist aber nicht pfändbar.
Weiterhin haben Insolvenzverwalter das Recht, mögliche Rechtshandlungen, die von dem
Schuldner ausgingen, anzufechten oder diese rückgängig zu machen. Dies ist vor allem
dann nötig, wenn durch diese Vermögensverschiebung die Gläubiger des Verfahrens
benachteiligt werden.
Die Insolvenzverwalter dürfen zudem gegenüber dem Schuldner die Forderung stellen, dass
dieser Auskunft über die Vermögens- und Einkommensverhältnisse gibt.
In welche Bereiche darf ein Insolvenzverwalter nicht eingreifen?
Obwohl ein Insolvenzverwalter zahlreiche Befugnisse und Rechte hat, gibt es auch
Bereiche, in die er nicht eingreifen darf. Hierbei handelt es sich um die höchstpersönlichen
Rechte einer Person. Demnach hat der Insolvenzverwalter im Falle einer Privatinsolvenz
nicht das Recht, darüber zu entscheiden, wie ein Schuldner sein pfändungsfreies
Einkommen nutzt. Weiterhin darf er keinen Einfluss darauf nehmen, ob eine Erbschaft
angenommen oder ausgeschlagen wird. Eingriffe sind zudem beim elterlichen Sorgerecht
und dem Recht zu heiraten ausgeschlossen.
Es gibt auch Gegenstände, die von einem Insolvenzverwalter nicht gepfändet werden
dürfen. Dazu gehören Gegenstände, die einer bescheidenen Lebensführung dienen. Hier
sind Möbel und Radio ebenso zu nennen wie Haushaltsgeräte.
Wie viel Geld bekommt der Insolvenzverwalter?
Die Vergütung eines Insolvenzverwalters ist variabel und hängt von der Insolvenzmasse ab.
Von dieser erhält der Verwalter einen festgeschriebenen Prozentsatz.
Insolvenzmasse Regelsatz
bis 35.000 € 40 %
35.000 € bis 70.000 € 26 %
70.000 € bis 350.000 € 7,5 %
Auch wenn die Vergütung genau geregelt ist, kann es zu Abweichungen kommen. Diese
ergeben sich, wenn der Aufwand besonders hoch oder auch niedrig war. Bei
Unternehmensinsolvenzen, die in die Fortführung des Unternehmens münden, sind die
Vergütungen oft höher.